Moses V
Es war getan. Moses
blickte über die verwüstete Landschaft Ägyptens. Jedes Wort,
dass Gott ihm durch den blonden Engel zugetragen hatte, war
Wirklichkeit geworden. Und nun, da der Pharao sie endlich ziehen
ließ, war das Martyrium seines Volkes vorbei. Ein Lächeln
schlich sich auf sein Gesicht und der ehemalige Hirte wandte sich
ab, seinem Volk zu, um mit den Hebräern ins gesegnete Land
aufzubrechen. Mit dem Morgengrauen zogen sie los.
Auch Mel lächelte, um sich dann Luzifer zuzuwenden. Liebevoll
legte sie ihm eine kühle Kompresse auf die Stirn. Erleichtern
stöhnte dieser auf. Der Kampf hatte seine letzten Kräfte
gefordert. Wer hätte auch ahnen können, dass der hohlköpfige
Michael mal et was selbstloses tun würde. Statt sich selber zu
retten, hatte dieser alle seine Macht verwendet, das Dorf der
Hebräer vor den Machenschaften Luzifers zu retten. Keiner noch
so schlimme Plage traf die Hebräer. Das hatte dem Teufel
überhaupt nicht gefallen, aber er musste sich damit begnügen,
Michael zu schaden. Aber die tagelangen Zauber hatten ihn
ausgelaugt und nun musste er sich den heilenden Händen von Mel
anvertrauen. Ihre Hände heilten seine überspannten Muskeln und
lösten seine stechenden Kopfschmerze n. Ganz sacht erfühlten
sie seinen Schmerz und lösten ihn auf. Das war ja so erholsam.
Die kleinen Hände seiner Lieblingsdienerin waren überall und
plötzlich auch in seiner Hose.
Mel hatte ihn noch nie so schnell reagieren sehen. Wie ein
überspannter Bogen sprang er aus dem Bett und brachte sich vor
ihr mit hochrotem Kopf in Sicherheit. Ärgerlich schaute sie in
seine Ecke.
"Witzig Luzifer, niemand würde vermuten, dass der Teufel,
der mit jedem Mensch in Röcken flirtet, noch Jungfrau ist. Jetzt
hab dich nicht so und sieh es als Belohnung an."
"Hast du sie noch alle!" zürnte er. "Ich schlaf
nicht mit meiner Dienerin und wenn du das noch einmal versuchst,
entlasse ich dich aus meinen Diensten." Da Mel wusste, dass
er diese Drohung nie wahr werden lassen würde, verfehlte sie
leider die erwünschte Wirkung. Aber Mel konnte warten.
Schmollend zog sie sich zurück.
"Luzifer," wandte sie sich noch einmal kurz zurück,
"ich habe gehört, der Pharao will die Hebräer verfolgen
und niedermetzeln. Was wirst du jetzt tun?"
"Nichts, das ist sozusagen das Sahnehäubchen auf meinem
Plan. Egal wie sehr wir den Hebräern geholfen haben - und die
beten ja immer noch meine Taten an - der Tod durch den Pharao ist
Ihnen gewiss." Jetzt grinste Luzifer voller Vorfreude.
"Vielleicht werde ich sogar ein paar neue Seelen wegen
Gotteslästerung erhalten. Ich kann es gar nicht erst
erwarten." Wieder bester Laune wandte er sich zum Gehen.
"Kommst du, wir haben noch viel vor. Hier ist unsere Arbeit
erledigt."
Mel kam ihm lächelnd entgegen und schloss sich ihm an. Ja, es
gab noch viel zu tun. Als erstes musste sie nach den Teufelchen
sehen und dann, dann vielleicht ein paar Seelen zerstören.
"Ist es nicht endlich
Zeit?"
"Ja.""Was willst du tun?"
"Ich werde mein Volk in die Freiheit führen."
"Das wird Luzifer aber nicht erfreuen."
"Ja."
"Er wird sich schwarz ärgern."
"Ja."
Und so kam es, dass sich das Meer teilte und die Hebräer in Sicherheit vor dem tobenden Pharao brachte und Moses erfüllte sein Schicksal in dem er die Zehn Gebote zu seinem Volk brachte. Doch Luzifer bekam dies nicht sofort mit. Denn er war zu dieser Zeit sehr beschäftigt. Als er davor erfuhr bebte die Erde in seinem Zorn, doch nur kurz, denn er hatte schon die nächste Idee und Gelegenheit, es Gott und den hochnäsigen Engeln heimzuzahlen. Doch das ist eine andere Geschichte.
© 2003 by Diana Eschler