Der Maler Friedrich Hundertwasser
hat auch, was uns nicht wundert, Hasser,
die Kunst meist gar nicht sehen wollen,
wenn neue Winde wehen sollen.
© 2006 by EDM
Impressionen vom 1. MaMi-Con
Der 1. MaMi-Con (Magdeburger Mini-Con), auch bekannt als 10²-H2O-Con (Hundertwasser-Con), fand vom 31.03. - 02.04.2006 statt. Wenn auch die Teilnehmerzahl mit 4 Personen (Ecki: angereist aus Bad Oldesloe, Margit: angereist aus Aachen, ich: angereist aus Schwerin und Matthew als Con-Veranstalter) eher klein war, war sie für den Veranstalter um so überschaubarer. Der 10²-H2O-Con war als Kultur-Con beworben worden und Kultur hatten wir reichlich an diesem Wochenende.Doch erst einmal trafen wir uns alle am Freitagabend im „LION“ (irischer Pub in Sudenburg) zu einem gemütlichen Beisammensein. Im Pub gab’s lecker Guiness (O-Ton Margit), lecker Snacks und gemütliche Sofas zum Sich-Hinein-Räkeln. Nachdem ausreichend feste und flüssige Nahrung konsumiert worden war, begaben Ecki, Margit und ich uns in unser Nachtquartier - Hotel Formule 1 am Magdeburger Flughafen. Zum Glück ist der Flughafen nicht sehr stark frequentiert, so dass wir weder von startenden noch von landenden Flugzeugen in unserem Schlaf gestört wurden. Das Hotel entspricht in seinem Standard mehr oder weniger einer Jugendherberge (mit Duschen und WC auf dem Flur), bloß dass hier nur maximal 3 Personen in einem Zimmer schlafen.
Am Samstagmorgen fanden wir uns zu einem
leckeren und ausgedehnten Frühstück bei Matthew in der Bahnikstraße ein. Danach
nutzten wir den öffentlichen Personennahverkehr Magdeburgs, um uns zum
Hundertwasserhaus zu begeben. Dieses Haus liegt im Zentrum von Magdeburg unweit
vom Dom. Eine nette junge Frau (die gute Chancen gehabt hätte, den Germany’s
Next-Top-Modell-Wettbewerb zu gewinnen) führte uns um und durch das
Hundertwasserhaus und brachte uns während der Führung das Leben von
Friedensreich Regentag Dunkelbunt Hundertwasser (geboren als Friedrich
Stowasser) näher sowie seine Ansichten vom Verhältnis Mensch-Architektur-Natur.
Das Hundertwasser-Haus in Magdeburg wurde im Oktober 2005 eröffnet und
beherbergt im Erdgeschoss ein Restaurant und zahlreiche Geschäfte, außerdem ein
Hotel und eine Kindertagesstätte sowie 55 Mietwohnungen. Die Kaltmiete beginnt
ab 8 € pro m², dazu noch 3 €/m² Nebenkosten. Noch irgendwelche Fragen, wer sich
das leisten kann?
Eine Musterwohnung (leer) haben wir auch besichtigt, die gefiel mir aber nicht
so besonders. Die Stützsäulen in den Zimmern schränken die Stellfläche ein und
die als geräumig angepriesene Küche war in meinen Augen eher klein. Der große
Wintergarten ist vielleicht ganz toll, aber man müsste mal hautnah erleben, wie
heiß er im Sommer bzw. wie kalt er im Winter wird. Aber ich werde ja dort
sowieso nicht einziehen.
Auch die öffentlichen Toiletten dort waren nach Entwürfen von Hundertwasser gestaltet worden und Ecki opferte extra 1 €, um nicht nur die Herrentoilette benutzen zu dürfen, sondern auch um die (zu dem Zeitpunkt glücklicherweise unbesetzte) Damentoilette inspizieren zu können. An dieser Inspektion ließ er uns draußen Stehende durch weites Öffnen der Klotür teilhaben.
Nach der Führung durch das
Hundertwasserhaus besichtigten wir das Kloster „Unser lieben Frauen“
einschließlich Klosterkirche und spazierten dann zum Dom. Bis zur Führung um 14
Uhr war noch etwas Zeit, also sahen wir uns erst einmal auf eigene Faust im Dom
um. Derweil draußen frühlingshaftes Wetter um die 15°C herrschte, waren die
Temperaturen im Dom knapp über dem Gefrierpunkt. Es war saukalt! Während Margit
und ich uns bei der 1½-stündigen Führung fast den Arsch abfroren, wärmten und
labten sich Ecki und Matthew in einem Restaurant bei Käffchen und Cointreau.
Diese Weicheier - halten nichts aus!
Die Domführung war aber so interessant, dass wir trotz der Eiseskälte bis zum
Schluss ausharrten. So erfuhren wir z.B., dass Kaiser Otto I. an der Stelle des
heutigen Domes zuerst ein Mönchskloster bauen ließ und dann eine kleine
Basilika, die er seiner englischen Frau Editha als Morgengabe schenkte.
(Kommentar einer amerikanischen Besucherin: „She must have done a very good
job!“) Im 12.Jahrhundert brannte diese Basilika nieder und es begann der Bau
des eigentlichen Domes, der im Laufe von 300 Jahren zu dem Bauwerk führte, das
heute imposant und gut sichtbar auf einem Felsen über der Elbe steht.
Als Margit und ich völlig durchgefroren aus dem Dom kamen, waren Ecki und Matthew auch gerade mit ihrem Käffchen fertig geworden und wir spazierten an der Elbe entlang, um uns in der lauen Frühlingsluft aufzuwärmen. Das reichte aber noch nicht, um die Kälte aus den Knochen zu vertreiben, also setzten wir uns in das Restaurant im Hundertwasserhaus und bestellten Suppe, Milchkaffee und andere Getränke. Wir fühlten uns doch etwas in alte DDR-Zeiten zurück versetzt, denn als Matthew sein Essen bestellen wollte, kam drei Mal der Spruch: „Das haben wir nicht!“ (Kesselgulasch, Erbsensuppe und Kartoffelsalat mit Brötchen). Da blieb dem armen Jungen nur übrig, seinen Kartoffelsalat mit Wienern zu essen. Dafür war der Milchkaffee sehr gut und die Atmosphäre im Restaurant war auch sehr gemütlich.
Nachdem wir ausreichend aufgewärmt und gestärkt waren, gingen wir zum Rathaus, sahen uns dort in der Nähe ein Kunstwerk an, das den historischen Versuch Otto von Guerickes mit den Halbkugeln darstellte, und bummelten dann weiter durch die Innenstadt. Wir konnten es uns auch nicht verkneifen, das kürzlich um eine Etage vertiefte Allee-Center (Einkaufstempel) aufzusuchen. Nachdem wir jedoch zu unserem großen Erstaunen und unserer maßlosen Enttäuschung feststellen mussten, dass es in Magdeburger Shopping-Centern auch keine anderen Läden gibt, als in Hamburg, Aachen, Lübeck oder Schwerin, verließen wir es doch recht schnell wieder.
Am Hasselbachplatz, wo sich so um die 30 Kneipen konzentrieren, fand am Samstagabend die Hasselnight statt. Das bedeutete, verschiedenartige Live- oder Konservenmusik in jeder Kneipe. Matthew führte uns in die „Mausefalle“, wo ab 21.30 Uhr die SALSA-BOYS auftreten sollten. Nachdem wir die Boys gesehen und ihnen beim Einspielen zugehört hatten, entschlossen wir uns spontan, spätestens beim ersten Ton der Jungs das Lokal zu verlassen. Bis dahin verbrachten wir allerdings einen angenehmen Abend mit lecker Salat, Enchiladas, Alster, Bier und Cocktails, der nur ab und zu vom durchdringenden Pfeifen der angeschalteten und offensichtlich (besser gesagt offen hörbar) völlig übersteuerten Mikrofone gestört wurde. Als dann die SALSA-BOYS ans Mikrofon traten, waren wir auch schon verschwunden. Wir bummelten noch ein bisschen am Hasselbachplatz herum, aber in und vor allen Kneipen war es mächtig voll und die Musik, die draußen noch zu hören war, sagte uns nicht so sehr zu. Deshalb fuhren wir mit der Straßenbahn zu Matthew und ließen dort den Abend gemütlich ausklingen. Während ich schon bald auf der Couch sanft entschlummerte, lasen sich Ecki und Matthew gegenseitig erotische Textpassagen aus der Bibel vor und verglichen dann auch noch die Wortlaute aus zwei unterschiedlichen Bibelübersetzungen. Margit las derweil entweder in einem Comic oder beteiligte sich an der Diskussion der beiden Erotiker. Ich kriegte alles nur noch im Halbschlaf mit und war froh, als schließlich der Startschuss zum allgemeinen Aufbruch fiel und ich endlich in mein richtiges Bett konnte. Deshalb kann ich auch nicht beurteilen, ob die Bibel nun jugendfrei ist oder doch mit einer Altersfreigabe (12 bzw. 16 Jahre) versehen werden muss.
Am Sonntagmorgen gab’s wieder lecker
Frühstückchen bei Matthew, anschließend besuchten wir das
444.Telemann-Sonntagskonzert. Fünf MusikerInnen spielten mit Violine, Flöte,
Viola da Gamba, Cembalo und Basso Continuo Kammermusik von Georg Philipp
Telemann. Das war nun ganz andere Musik, als wir am Abend zuvor gehört hatten.
Sie gefiel uns aber trotzdem oder gerade deshalb sehr gut.
Im Anschluss spazierten wir an der Elbe entlang, wobei wir dann doch recht
schnell den elbnächsten öffentlichen Weg verlassen mussten, da er sich bereits
knietief unter Wasser befand. Die am Weg aufgestellten Bänke waren nicht mehr
trockenen Fußes zu erreichen... Das Hochwasser in der Elbe war noch nicht
bedrohlich, da es aber noch steigen sollte, wäre es interessant zu wissen
gewesen, ob die in Elbufernähe neu gebauten Häuser vielleicht doch noch nasse
Füsse gekriegt haben.
Zwischenmeldung von Matthew aus Magdeburg zum Hochwasserstand:
Am folgenden Mittwoch lag der Elbpegel bei ca. 6,50 m und das Museumsschiff, das sich normalerweise auf ’ner Wiese am anderen Elbufer im Trockenen befindet, lag im Wasser. Auch unser Spazierweg an der Elbe stand komplett unter Wasser, nur die oben erwähnten Häuser hatten keine nassen Füße, obwohl auch sie von Wasser eingeschlossen waren.
In einer Eisdiele (aufgrund der Höhenlage völlig ungefährdet durch das Hochwasser), saßen wir auf der Außenterrasse in der Frühlingssonne und labten uns an Eis und Käffchen. Bei Matthew zu Hause gab es dann noch einen Abschiedstrunk (Apfelschorle), danach trennten sich unsere Wege. Ecki fuhr mit dem Auto nach Bad Oldesloe zurück, während Matthew Margit und mich zum Bahnhof begleitete und uns in unsere Züge nach Aachen und Schwerin setzte.
Ein kleiner, aber sehr interessanter und gemütlicher Con war zu Ende gegangen. Und allen, die nicht dabei waren, kann ich nur empfehlen: Unbedingt Magdeburg besuchen und selbst auf Entdeckungsreise gehen. Es gibt viel Sehenswertes, nette Ecken und Plätzchen, die man einfach selbst mal auskundschaften sollte.
Ein kurzer biografischer Nachtrag zu Friedensreich Hundertwasser
Friedrich Stowasser (* 15. Dezember 1928 in Wien; † 19. Februar 2000 im Pazifischen Ozean in der Nähe von Neuseeland), besser bekannt als Friedensreich Hundertwasser (in Eigenkreation auch "Friedensreich Regentag Dunkelbunt Hundertwasser") war ein österreichischer Künstler und Multitalent, ein Nachfahre des berühmten Altphilologen Joseph Maria Stowasser. Seine künstlerischen Einflüsse in der Malerei und Bildhauerei setzte er auch in der Gestaltung mehrerer Gebäude um. Da "sto" das russische Wort für hundert ist, legte er sich den Künstlernamen Hundertwasser zu. Manchmal nannte er sich hyaku-sui, die japanische Übersetzung seines Nachnamens. Seine bunten Bilder waren durch weiche Naturformen und Spiralen geprägt. Von der Wiener Secession inspiriert, entwickelte der Aktionskünstler und Umweltaktivist seinen eigenen "Hundertwasser-Stil". Seine Popularität und die hohe Kunst der Massenvermarktung verhalfen ihm zu weltweiter Bekanntheit. Seine Wahlheimat war jedoch Neuseeland und sein Zuhause sein Schiff Regentag, ein umgebauter Frachter. Auf der Heimreise aus dem Pazifik auf der Queen Elizabeth 2 erlag der 71-jährige Künstler am 19. Februar 2000 einem Herzinfarkt.
Stowasser bezeichnete die gerade Linie als gottlos, da sie in der Natur nicht vorkommt. Deshalb forderte er in seinem "Verschimmelungsmanifest", dass die gerade Linie verboten werden sollte. Ein Auszug aus diesem Manifest: "Schon das Bei-sich-tragen einer geraden Linie müsste, zumindest moralisch, verboten werden"
Zu Ehren Hundertwassers wurde 2004 in Uelzen das "Hundertwasser-Musical" aufgeführt.
© 2006 by Christina Hein