Die AnimagiC in Bonn 2006

Mit 200 km/h raste der ICE aus Hamburg kommend durch die Nacht, meinem Reiseziel entgegen - Bonn! Hier sollte nun erstmalig die AnimagiC stattfinden. Würde dieser neue Veranstaltungsort und speziell die Beethovenhalle den über viele Jahre gewachsenen hohen Erwartungen der Mangafans an diese Con gerecht werden können?

Die Spannung wuchs je näher die Ankunft rückte und Samstag früh gegen halb vier stolperte ich etwas unsicher aus dem Bonner Hauptbahnhof in die Dunkelheit hinaus. Dank des mitgebrachten Stadtplanes war der Weg zur Halle dann aber doch recht schnell gefunden und erlaubte einen ersten Eindruck. Langsam wich die Skepsis, der Vorplatz war riesig, die Imbissstände rechter Hand aufgebaut und von ausreichenden Sitzgelegenheiten umgeben. Viele alte Bäume auf dem Gelände würden bei der tagsüber sicherlich hereinbrechenden Hitze für Schatten sorgen.

Nach einem kurzen Schwatz mit einigen anderen Fans, die so wie ich viel zu früh in Bonn aufgeschlagen waren und nun in ihrem Auto der Öffnung harrten, machte ich mich auf den Weg um die Stadt etwas genauer anzusehen. Im Gegensatz zu Koblenz herrschte hier in Bonn zu dieser nächtlichen Stunde noch munteres Treiben, Kneipen und Gastronomie hatten geöffnet und in der Innenstadt waren jede Menge Menschen unterwegs. Nachdem der Standort des gebuchten Hotels ebenfalls ausfindig gemacht war, ging es am Rhein, der einen schönen Ausblick bot, gemächlich zurück zur Beethovenhalle.

Samstag 29.07.2006

So langsam trafen die ersten Besucher ein und füllten den Vorplatz und die Sitzbänke im Cateringbereich. Es schien, als wären diesmal sogar noch mehr Cosplayer gekommen als in früheren Jahren, jedenfalls bildeten Besucher in "normalen" Sachen eher die Ausnahme! Die ersten Kameras wurden gezückt, um möglichst noch vor dem großen Ansturm in Ruhe gute Fotos schießen zu können. Der Strom der Gäste nahm stetig zu und wollte dann einfach kein Ende mehr finden. Da sich der für 10.45 Uhr angesetzte Einlass etwas verzögerte, wogte vor der Halle bald eine unüberschaubare Menschenmenge, aus der hier und da gefährlich aussehende Waffen hervor ragten. Diese waren übrigens, wie früher in Koblenz auch, an der Kasse abzugeben. Als endlich geöffnet wurde, gab es dann kein halten mehr...ich blieb hingegen noch etwas auf der Wiese, wartete, bis sich der Trubel an der Tür etwas gelegt hatte und machte stattdessen lieber noch einige Cos-Fotos.

Da mein Besuch auf der AnimagiC 2006 sich nur auf Samstag und Sonntag beschränkte, kann dieser Bericht keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, zumal viele der Events zeitgleich stattfanden und deswegen nur eine kleine Auswahl besucht werden konnte!

Doch sehen wir uns den Veranstaltungsort der diesjährigen AnimagiC, die Bonner Beethovenhalle, zuerst etwas genauer an.
Eigentlich ist es keine einzelne Halle in dem Sinne, eher ein großer Gebäudekomplex, durch breite Glasflure miteinander verbunden. Er beherbergt mehrere große Kinos, Hallen, ein Restaurant und natürlich den großen Festsaal, der mit dem in der Koblenzer Rhein-Mosel-Halle fast identisch ist, was Größe und Einrichtung betrifft. Das Gebäude steht auf einer großen Freifläche mitten in der Innenstadt, im Rücken die Rheinpromenade. Der überwiegende Teil dieses Geländes ist eine Wiese, an der Seite, wo sich auch der Eingang befindet, sind Terassen angelegt. Wie oben schon erwähnt, ist der gesamte Bereich von alten Bäumen gesäumt, was dem Ganzen eher einen Park-ähnlichen Charakter verleiht.
Betreten wir nun die Con, gelangt man zuerst in den Vorraum, in dem sich neben der Kasse und dem Conbüro auch ein Internetcafe befindet, in dem kostenlos im Netz gesurft werden kann. Dieser Punkt war die ganze Zeit dicht umlagert und wurde ausgiebig genutzt. Geradeaus weiter schließen sich kleinere Kinos und das sogenannte Studio an, ein Raum, in dem die Frage- und Signierstunden mit den Ehrengästen stattfinden. Vor jedem dieser Räume hängt ein übersichtlicher Terminplan, der die Events für den jeweiligen Tag mit Uhrzeit und Besetzung angibt. Außerdem werden aktuell anstehende Veranstaltungen und Änderungen im Ablaufplan über die hauseigene Lautsprecheranlage durchgegeben. Von der Kasse nach links kam man in den Raum mit den Zeichenworkshops, wo z.B. am Stand von WACOM deren Graphictablett nebst Zubehör von talentiertem Personal vorgeführt wurde. Interessierte Besucher konnten sich auch selbst an den PC setzen und ihr Glück versuchen...die Ergebnisse waren auf einem Großbildschirm zu bestaunen. Am Ende des Raumes hatte einige kleinere Verlage wie etwa der Schwarze Turm ihr Zelte aufgeschlagen. Etwas weiter gab es ein Gewinnspiel, wodurch hier ständig Stau im Durchgang entstand, weil jeder mal am Rad drehen und eine DVD gewinnen wollte. Weiter geht's zum Eingangsbereich des Festsaals, der den Kern der Beethovenhalle bildet. Hier führen Treppen zu einer Galerie hinauf, wo die Beiträge des Fanartwettbewerbes besichtigt und bewertet werden können. Aus dem Saal darunter ein frohes Jauchzen, untrügliches Zeichen, der Cosplaywettbewerb hat begonnen. Wieder unten angekommen, befindet sich an der gegenüberliegenden Wand des Raumes der GO-Bereich und die Game-Zone, rechts davon ein Ruhebereich und dahinter das Restaurant, wo man bei halbwegs erträglichen Temperaturen etwas essen kann. Ja, die Temperatur...eine verzwickte Sache! In diesem Jahrhundertsommer 2006 herrschten natürlich auch in Bonn Plusgrade jenseits von Gut und Böse. Laut verteiltem AnimagiC-Guide sollte die Halle "vollklimatisiert" sein. Leider bezog sich das wohl nur auf die großen Säle. Die kleinen Räume und Flure, in denen viele Verlage und Händler untergebracht waren, kochten jedenfalls, zumal sich dort Unmengen an Menschen hindurch zwängten. Die Hitze im hinteren Teil des Händlerraumes, eigentlich die Garderobe, war
so groß, dass hier ohne weiteres das Ganze Backofenhalle anstatt Beethovenhalle genannt werden durfte! Allerdings war das Sortiment der Händler jeden einzelnen Schweißtropfen wert, die Auswahl einfach riesig. Alles, was das Otakuherz begehrte, stapelte sich auf und unter den Tischen. Als besonderen Gag hatte der Händler Takagi echtes Ramune mitgebracht, ihr wisst schon, der Soft Drink aus Japan. Ramune ist wie eine gute SD...zuckersüß!

Im letzten Raum auf dem Rundgang schließlich waren die Stände der großen Verlage aufgebaut wie TokyoPop oder Planet Manga. Als besonderes Bonbon wurden hier Manga angeboten, die offiziell noch gar nicht im Handel waren und so konnte man gewissermaßen vor allen anderen die Nase in die Fortsetzung seiner Lieblingsserie stecken...

Aus dem großen Angebot an Veranstaltungen suchte ich mir zuerst die Frage- und Autogrammstunde von Koh Kawarajima aus. Dieses Zeichnerduo, bestehend aus Kazuaki Kawashima und Hiroyuki Karashima, ist bei uns vor allem durch die tollen Cover für die Animania bekannt geworden. In Japan arbeiteten beide vor der Gründung ihres eigenen Studios als Animatoren verschiedener Filme mit, als Beispiele seien hier "Mobile Suit Gundam - CharŽs Counter Attack" oder "City Hunter" genannt.

Herr Karashima, der sehr mit der vorherrschenden Hitze zu kämpfen hatte und einem fast schon leid tat, zeichnete tapfer, wie vom Publikum gewünscht, einen Gundam nebst Chara dazu, während sein Kollege die Fragen der Zuschauer beantwortete. Beeindruckend der Moment, als beide gleichzeitig an der Tafel standen und fast synchron an einem Bild arbeiteten, wobei sich ihre Arme teilweise überkreuzten. Leider führte die von den beiden sicherlich gut gemeinte Idee bei der sich anschließenden Signierrunde jedem anwesenden ein Bild ins ConHon zeichnen zu wollen, dazu, dass die Zeit abgelaufen war, bevor sie allen Anwesenden diesen Wunsch erfüllen konnten. So bekamen viele wartende Fans nur noch eine Signatur ohne Bild...ich eingeschlossen.

Kaum aus dem Studio raus, hetzte ich zum Festsaal, wo gerade ChibiChibi XXX die Bühne betraten. Da ich bisher noch nie das Glück gehabt hatte, die Jungs mal live zu erleben, ihr Song "PotaHari" aber seit geraumer Zeit in meinem Hinterkopf herumgeisterte, war ich nun gespannt auf Band und Show, mit der stillen Hoffnung, sie würden den Titel mit im Repertoire haben. Sie ließen sich etwas Zeit, bevor es dann so richtig abging, aber dann brodelte der Saal bei Titeln wie "Kitty", "Clamp" oder "Die Chefs der AnimagiC". Und endlich, sozusagen als Höhepunkt, wurde "PotaHari" angestimmt...und das sogar in einer neuen Version mit anderem BG-Video! Nach nicht enden wollendem Applaus und "Zugabe"-Rufen kamen sie sogar noch einmal auf die Bühne und griffen erneut in die Saiten. Die Performance von ChibiChibiXXX war wirklich beeindruckend!

Nach einem sich anschließenden ausgiebigen Besuch des Händlerraumes und damit verbundenen Einkäufen, ging der Samstag auf der Ani damit für mich zu Ende. Mit einigen Bekannten von Animexx wurde nun ein Lokal aufgesucht das neben Speis und Trank vor allem eines bot...AnimeMusikVideos! Der Betreiber des X-Trem meinte es wohl besonders gut mit seinen Gästen...mit einem mittleren Hörschaden verließ ich später den Laden und wanderte am Rhein entlang meinem ersehnten Hotelbett entgegen...

Sonntag 30.07.2006

Für Sonntag war eigentlich die Signierstunde mit dem Studio Gonzo geplant, um endlich an ein Autogramm von Range Murata zu gelangen. Leider war der Termin dieser Veranstaltung dann so ungünstig spät platziert, dass ich meinen Zug deswegen verpasst hätte. Also mußte ich schweren Herzens darauf verzichten und ging statt dessen zu Olga Rogalski, der Nachwuchszeichnerin von TokyoPop, welche den Umgang mit dem Graphictablett von WACOM erklärte.

Bei der Fanartausstellung auf der Galerie über dem Festsaal waren gerade kaum Gäste anzutreffen, also genug Zeit, sich in Ruhe alle Wettbewerbsbeiträge anzusehen. Als nächstes stand der Besuch bei den drei angekündigten Synchronsprechern auf dem Programm. Und wer schon immer mal wissen wollte, wer sich hinter den Stimmen von Nadia und Jean von "Nadia-Secret of blue Water" verbirgt, Beate Pfeiffer und Hubertus von Lerchenfeld gaben auf Wunsch nicht nur Autogramme sondern auch einige "Hörproben" zum besten. Mit von der Partie war die Schauspielerin Shandra Shadt (bekannt aus Medicopter 117), welche zum Beispiel Lina Inverse ihre Stimme geliehen hatte.

Ein Stück weiter hatten zwei Modellbauer ihren Stand, die schon seit Jahren zum festen Bestandteil der AnimagiC gehören. In zwei großen Vitrinen waren fertige Figuren aus verschiedenen Manga/Animes zu bewundern und am Tisch wurde fleißig an weiteren Stücken gewerkelt. Da meine Abreise immer näher rückte und ein Anstellen zu weiteren Veranstaltungen daher nicht mehr sinnvoll war, verbrachte ich hier die letzten Minuten bei Fachsimpeleien zum Thema Modellbau.

Vor verlassen der Halle machte ich noch schnell einen Abstecher zum Stand von TokyoPop, um Lesefutter für unterwegs zu besorgen...und traf unvermittelt noch einmal auf Olga Rogalski, die nun, ohne den Pulk anderer Autogrammjäger im Nacken, die Zeit fand, mein ConHon um ein sehr schönes Motiv zu bereichern. Dafür an dieser Stelle noch einmal mein herzlichster Dank!

So endete mein Besuch der ersten AnimagiC in Bonn, der abgesehen vom Sonntagnachmittag einsetzendem schlechten Wetter, von mir als durchweg positiv zu bewerten war. Trotz einiger Mängel war diese Con ein großer Erfolg auf ganzer Linie und ich werde auf jeden Fall auch im kommenden Jahr wieder an den Rhein reisen...

AnimagiC 2007 - wir kommen!


© 2006 by Rioka