Wissenschaftliches Gespräch zwischen Spock und der Astronomin T'Lexa

Die Astronomin T'Lexa stand in der astronomischen Sektion der Enterprise und blickte hinaus in die sternenüber-säte Unendlichkeit des Universums. Stern bei Stern, Welt hinter Welt. Die Erde ist nur ein Staubkorn in den unendlichen Weiten des Kosmos. Billionen und Aberbillionen von Himmelskörpern. Doppel- und Mehrfach-sterne, rote Riesen und weiße Zwerge, Sternhaufen und Sternsysteme, Sonnen, die explodieren und solche, die ihre Helligkeit ändern, Neutronensterne und schwarze Löcher, Röntgenburster, leuchtende Gasnebel und Dunkelnebel, symbiotische Sterne, in mehrfache Nebel gebettet ...
Das Geräusch der aufgleitenden Tür drang durch ihre kosmischen Träume. Sie drehte sich um. "Mr.Spock!" Sie berichtete ihm, dass die Instrumente gerade den Ausbruch des Flare-Sterns UV-Ceti aufzeichnen, die Supernova 2200A ihre Farbe verändert hat und die Sonne ß-Eri besonders starke Aktivität zeigt.
Spock ist fasziniert von der außerge-wöhnlich starken Aktivität der Sonne. Im Dunkel der sternenübersäten Schwärze des Alls stand Spock vom Vulkan und sprach von astronomischen Erscheinungen und der Physik des Kosmos, von Sternenfeuern und eisiger Kälte. Die Astronomin hörte ihm fasziniert zu. Diese Augen, diese Brauen, besonders wenn sie hochklettern, hatten es ihr genauso angetan wie sein "faszinierend" und die mit kühler Logik entwickelten Gedankengänge.
Sie versank in seinen Augen. Es gab nur noch den Vulkanier mit der tiefen Stimme. Den Kosmos nahm sie nicht mehr wahr.

Plötzlich spürte sie die ruhige, sichere Hand des Vulkaniers an ihrer Schläfe. Spock musste wohl gespürt haben, wie sehr sie sich nach einer Gedankenverschmelzung mit ihm sehnte. Sie schloss die Augen. Ein Gefühl von Liebe durchströmte sie, als die fragilen Bewusstseinsausläufer des Vulkaniers behutsam in ihr Bewusstsein drangen. Spock fühlte ihre Liebe emphatisch. Eine gemeinsame gedankliche Reise durch den Kosmos brachte sie zu fernen Welten. Als die Astronomin die Augen wieder öffnete, sah sie in die dunklen Augen des Vulkaniers, der sie aufmerksam beobachtete. "Spock", sagte sie leise "die Schönheit des Kosmos wäre sinnlos ohne Leben. Gibt nicht das Leben dem Ganzen erst Sinn? Aber worin besteht der Sinn des Lebens?" Spock antwortete ihr: "So verschieden die Vernunft auch sein mag, eine Sache ist allem vernuftbegabten Leben gemeinsam - die Suche nach Erkenntnis, auch wenn es so verschieden von uns sein mag, dass wir es nicht einmal als Vernunft erkennen. Sonst hätte vernuftbegabtes Leben keinen Sinn, wenn es nicht die Natur, den Kosmos erkennen wollte. Im 20. Jahrhundert waren Gelehrte auf der Erde davon überzeugt, dass die geeinte, friedliche Menschheit eines Tages den nahen und später den fernen Kosmos umgestalten wird, dass es möglich sein wird, die alternde Sonne, die sich zu einem roten Riesen entwickeln wird, zu neuem Leben zu erwecken. Durch Aneignung und Nutzung der Naturgesetze wird vernuftbegabtes Leben zum Herrscher über die Natur, der es anfangs schutzlos gegenüber stand. Ein Teil davon ist Wirklichkeit geworden. Wir haben phantastische Entfernungen überbrückt, tausende Planeten kolonisiert. Und ein Traum, der Traum von der Vereinten Föderation der Planeten, hat sich erfüllt, der Jim und mich zu Brüdern werden ließ, wie Captain Kirk einmal sagte. Immer mehr Zivilisationen werden sich zusammenschließen und die Vernuft, erfüllt von tiefem Humanismus, wird zum Herrscher über das Universum.

" T'Lexa: "Auf der Erde wusste man schon im 20. Jahrhundert, dass wir Kinder der Sterne sind, wie ich in einem alten Buch des amerikanischen Astronomen Carl Sagan las. Eine bemerkenswerte Erkenntnis für das 20. Jahrhundert. Es gab eine Zeit, in der es keine Sterne gab. Die Elemente, die zur Entstehung notwendig sind - z.B. Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff - entstanden in den ersten Sternen und nicht nur diese Elemente. Das Eisen und das Gold wurden auch in den Sternen gebildet. Sagan schrieb damals, dass der Stickstoff in der DNS, das Eisen im Blut, das Kalzium in den Zähnen, der Kohlenstoff im Kuchen, der damals noch in sogenannten Öfen gebacken wurde, im Inneren der Sterne gebildet wurden. Wer weiß das besser als wir Wissenschaftler. Durch die Explosionen der Sterne gelangten die Elemente in die interstellare Materie und die Sonnen mit den Planeten entstanden aus solcher Materie, die mit schweren Elementen angereichert war. Die vernuftbegabten Lebewesen haben sich aus der Natur entwickelt, beinhaltet nicht nur, dass sie aus dem Tierreich abstammen, sondern auch, dass die Entstehung des Lebens verbunden ist mit der Entwicklung der Sterne, des Weltalls überhaupt, das die Lebewesen eines Tages in der Zukunft umgestaltet haben werden und so zum Herrscher über die Natur werden, wie Sie sagten, Mr. Spock."

"Sehen Sie T'Lexa, das Universum ist 15 Milliarden Jahre alt, es wäre nicht so alt, wenn es uns nicht geben würde. Allein aus der Tatsache, dass es auf Kohlenstoff basierende Lebensformen gibt, können wir die Mindestgröße und das Mindestalter des Weltalls abschätzen. Es dauerte einige Milliarden Jahre bis sich die Galaxien bildeten, dann mussten in der ersten Generation der Sterne Wasserstoff in Helium umgewandelt werden und nach und nach schwere Elemente entstehen, die Sterne mussten ihr Leben beenden. Es dauerte noch länger bis neue Sterne entstanden und sich auf Planeten, die diese Sterne umkreisten, Leben entwickelte. Damit es uns gibt und wir darüber nachdenken können, muss dass Weltall 15 Milliarden Jahre alt sein."

T'Lexa nahm ein kleines, altes Buch in die Hand und schlug es auf, sie sagte: "Ich lese gerne alte Bücher, dieses ist von Bruno H. Bürgel, ebenfalls aus dem 20. Jahrhundert der Erde, der Millionen Hörer und Leser hatte. Er war der Meinung, die Menschen müssten kosmisch denken lernen. Er schrieb für den einfachen Arbeiter, machte die Wissenschaft populär. Ich möcht Ihnen eine Stelle aus Der Mensch und die Sterne vorlesen: "Glaubt nicht den Stumpfen, den Sachlich-Kühlen, die euch zurufen: "Was gehen uns die fernen Sterne an?!" Unendlich viel gehen sie uns an, jedenfalls viel mehr als die erschüternde Tatsache, dass irgendein Zeitgenosse den Kilometer zwei Komma drei Sekunden schneller durchraste als ein anderer, und dass jener nun die WM im Boxen errang. - Großes geht von den Sternen aus, sie führen uns zum Wissen über die Welt, zu einer Weltanschauung, sie heben uns empor über den Alltag, sie belehren uns über die Stellung des Menschen im Weltganzen, sie führen uns zu einer vertieften Betrachtung aller Erscheinungen der Natur und des Lebens, machen uns frei von engstirniger, kleinlicher Gesinnung. Das Wissen über die unermessliche Welt, aus der die Sterne herüberfunkeln zur kleinen Erde, bereichert unser Lebensgefühl, hebt uns heraus aus dem oft so kleinlichen, so nichtigen Trubel des Alltags.""

Spock hob eine Augenbraue: "Faszinierend!, was dieser Wissenschaftler zu jener Zeit schrieb, wenngleich auch sehr emotional." "Aber er hatte Recht." "Die Stellung der Erde im Kosmos sollte den Menschen verdeutlichen, was für ein Wahnsinnes ist, sich gegenseitig umzubringen, statt auf dem Staubkorn, das die Erde in den Weiten des Alls ist, miteinander zu leben. "Die größte Angelegenheit des Menschen ist", sagte einmal Immanuel Kant, ein Philosoph des 18. Jahrhunderts auf der Erde, "zu wissen, wie er seine Stellung in der Schöpfung verstehe, was geschehen muss, um ein Mensch zu sein." Was wäre besser dazu geeignet, als die Beschäftigung mit den Tiefen des Weltalls." "Die Menschen mussten erkennen - wie jede Zivilisation -, dass sie Lebe-wesen auf einem Staubkorn, das umherwirbelt in mitten von einer Milliarde Billionen Sternen und hundert Milliarden Galaxien. Wenn die Wesen aller Nationen und Rassen einer Zivilisation das tiefinnerst erfasst haben, wird niemand mehr seine Anstrengungen auf den Krieg richten, werden sie den Kosmos erforschen. "Die Erforschung des Weltraums", schreibt Carl Sagan in dem alten Buch Unser Kosmos, um noch einmal den amerikanischen Astronomen zu zitieren, "mit unbemannten und bemannten Flugkörpern erfordert in vielem dieselben technologischen und organisatorischen Fähigkeiten und ebensoviel Mut und Entschlossenheit wie der Krieg.
Sollte es, statt zum Atomkrieg, wirklich zur Abrüstung kommen, könnte die Rüstungsindustrie auf moralisch einwandfreies Terrain überwechseln und ihre Energien in den Dienst der Weltraumforschung stellen. Das gesamte von den USA und der UdSSR bisher durchgeführte Planeten-forschungsprogramm mit unbemannten Sonden hat bedeutend weniger gekostet als die Bombadierung Kambodschas von 1970 bis 1975, die den USA sieben Milliarden Dollar kostete." Sinngemäß schreibt er weiter, dass die Erforschung des Kosmos uns auch zu unseren Ursprüngen führen wird, denn wir sind aus Sternenasche nach entstehung und Entwicklung verbunden mit kosmischen Vorgängen." Das Intercom summte und Captain Kirk meldete sich: "Mister Spock, Sie werden auf der Brücke gebraucht!" Spock erhob die Hand und verabschiedete sich von T'Lexa mit dem vulkanischen Gruß: "Tai nasha no karosha!"

© by Barbara Schmidt