Mephisto I

Sephisto schlich mit dem tranchiermesser davon und hoffte, dass Mel ihn nicht bemerkt hatte. Ohne einen zwischenfall kam er endlich in der geheimen höhle der kleinen teufelchen an. Seine brüder Mephisto und Lephisto waren bereits damit beschäftigt Inas neues haustier, eine silbergraue perserkatze am vorbereiteten boden anzupflocken. Die katze wehrte sich nach leibeskräften, aber gegen die magische überlegenheit der beiden peiniger konnte sie nicht ankommen. Tatze um tatze wurden an die pflöcke gebunden, bis sich die katze kein stück mehr bewegen konnte.
„Schöne katze, schönes fell!“ gurrte Lephisto und streichelte zärtlich über das seidig glänzende fell des geängstigten tieres.
„Na, das hoffe ich doch, nachdem ich dieses fellknäuel mit Mama Mels haarbürste stundenlang frisiert habe“, mischte sich Mephisto knurrend ein. Er war ein wenig mit seinem versuchsplan zurück und das war nur die schuld von Lephisto. Mal ehrlich, sein bruder sah bis auf die haarspitze genau gleich aus wie er, aber wirklich helle war er nicht. Wenn die drei eine person wären, würde der perfekte teufel herauskommen. So – dachte Mephisto nach – war er der stratege, Sephisto der wissenschaftler und Lephisto der folterknecht. Und in sachen schmerz war Lephisto ein genie. Nur ihm konnten techniken einfallen, um den schmerz und den tod des versuchsobjektes noch immer wieder herauszuzögern.
Aber dafür mussten er und Sephisto immer diese verzögerungen davor in kauf nehmen, weil sein jüngster bruder gerne sein opfer vorbereitet. In diesem falle muss eben Inas liebling daran glauben. Das würde nicht passieren, wenn sie endlich auch einmal in die menschenwelt dürften. Mit den geistern ist es verboten zu spielen und Papa Luzifer brachte viel zu selten ein neues spielzeug für die drei mit.
„Schöne katze jetzt soweit.“ Verkündete in diesem moment Lephisto und strahlte seine brüder an. Woher er das wusste, war Mephisto schleierhaft, aber er war gleichermaßen froh endlich loslegen zu können. Prüfend schaute er den letzten ankömmling an.
„Hast du das messer bekommen, Sephisto?“ Der angesprochene nickte und legte das messer zu den anderen Werkzeugen ordentlich in die reichweite seines jüngeren bruders, der sogleich das messer gierig anstarrte und seine hand zuckte erwartungsvoll. „Also,“ Mephisto räusperte sich kurz, „wir kommen nun zu experiment 666 nummer fünf. Dank Sephistos neuestem zauber ist es uns möglich kürzlich verstorbene tiere in das leben zurückzuholen, was unser problem mit adäquaten versuchstieren erheblich verringert. Leider ist dieser zauber bei den letzten vier versuchsnummern nicht immer geglückt. Da das letzte lebende versuchsobjekt das derzeitige lieblingstier unserer Tante Ina ist, muss das experiment einfach erfolgreich sein. Meine brüder und ich sind uns sicher, dass wir nun einen durchbruch in unseren studien haben werden. Beginnen wir mit der ersten stufe. Lephisto, bitte beginne mit dem tötungsvorgang!“ Lephisto grinste und wandte sich zu dem tier um. Abwägend schaute er seine werkzeuge an bevor er sich für einen ägyptischen nasenharken entschied. Der nasenharken wurde bei der einbalsamierung verwendet. Damit konnte der balsamierer der leiche das gehirn durch die nase herausziehen, ohne es weiter zu beschädigen. Das interessante an dieser technik ist aber, dass sie auch bei lebendigen objekten funktioniert. Aber Lephisto hatte nicht vor, das gehirn damit durch die nase zu ziehen, da die tötung dann viel zu schnell vonstatten gegangen wäre. Nein, er wollte das gehirn nur anpieksen. Dann würde eine wundervolle gehirnblutung die todesursache sein und er könnte das tranchiermesser noch schnell ausprobieren.
Er hatte fasziniert Mel beobachtet, wie sie den sonntagsbraten tranchiert hat. Das wollte er auch mal am lebendigen objekt ausprobieren. „In ordnung, während Lephisto den tötungsvorgang jetzt durchführt, wird Sephisto den zauber vorbereiten, damit das versuchsobjekt wiederhergestellt und lebendig wird. Bitte Sephisto beginne jetzt!“ Mephisto protokollierte jeden schritt und fasste die neuen erkenntnisse zusammen. Sie schlossen gerade das experiment ab als sie einen ohrenbetäubenden schrei hörten. Die erde bebte unter ihren füßen und steine rieselten von der decke herab. Verwundert hielten die drei inne, um dann zu salzsäulen zu erstarren. In dem eingang stand ein dämon der schlimmsten sorte – ein rachedämon. Die augen glühten und die hände waren zu klauen geformt. Breitbeinig und zum angriff bereit stand Ina den dreien gegenüber.
„Was habt ihr mit meiner Pussy gemacht?!“ Wutschnaubend fixierte sie Mephisto. Dieser strahlte sie an.
„Nichts, schau sie dir doch mal an. Wir haben nur ganz lieb mit ihr gespielt.“ Beifallheischend machte er die paralysierte katze von den pflöcken frei und hielt ihr die katze hin. Argwöhnisch betrachtete Ina ihr haustier. So auf den ersten blick schien die katze ein wenig starr aber ansonsten unversehrt zu sein. Aber bei den drei teufelchen war sie sich nie sicher. Außerdem hatte sie gesehen, was von deren haustieren nach kurzer Zeit immer übrig blieb.
Behutsam nahm sie ihre Pussy entgegen und streichelte diese zärtlich. Dann wandte sie sich wieder den tätern zu.
„Wenn ich euch noch einmal erwische, wie ihr eure gierigen finger nach meiner Pussy ausstreckt, werde ich euch die arme abhacken und dann die verlorenen seelen auf euch hetzen.“ Mit diesem versprechen verließen sie und die zitternde katze die nicht mehr ganz so geheime höhle. Mephisto atmete erleichtert auf.
„Nur gut, dass es diesmal geklappt hat.“ Er fing an die spuren ihres experiments wegzuräumen. „Ich glaube jetzt haben wir es wirklich geschafft und könnten endlich zu menschenversuchen übergehen. Ich werde morgen einen plan entwickeln, wie wir auf die oberfläche kommen können, um uns ein neues versuchsobjekt zu suchen.“
„Mephisto,“ unterbrach ihn Sephisto bedauernd, „wenn meine berechnungen richtig sind, haben wir es nur zu einem teil geschafft. Pussy lebt und ist auch körperlich wieder gesund, aber ich glaube ich habe vergessen ihr ihre seele wieder zu geben. Meinst du Tante Ina wird den unterschied bemerken?“ Entsetzt starrte Mephisto seinen bruder an.
„Oh mann, wir sind so was von tot! Wir sollten lieber sofort schutz bei Mama Mel suchen!“ Mit diesen worten sprang er auf und war schon fast am eingang als Lephisto ihn noch mal zurückhielt.
„Wenn wir Mama unser experiment beichten, wollen wir ihr dann auch gleich sagen, dass wir ihre bürste zur verschönerung von unseren experimenten benutzen?“ Mephisto blieb wie eine salzsäule stehen. Das hatte er total vergessen. Wenn Mama Mel das raus bekam, waren sie mehr als tot.
„OK, wir werden unsere strategie ändern und auf dem schnellsten weg zu Papa verschwinden. Der wird das schon richten.“ Mit diesen worten gebot er seinen brüdern leise zu sein, und auf dem schleichpfad verließen sie die hölle.

© 2006 by Diana Eschler