TRINITY-CON 1999 oder "Das ist also ein SF-Con!"

Da dieser Bericht für den TALON und auch für das neue Schweriner TD Zine (Name noch unbekannt; es heißt H.E.I.N.Z.) geschrieben wird, eröffne ich den Buchstabenreigen mit "tätä - öh hallo Leute".

Was für viele der eingefleischten Star Trek - Fans vielleicht neu sein wird: Es gibt auch Science Fiction-Conventions, die sich in erster Linie mit SF und allem was dazu gehört allgemein beschäftigen, insbesondere mit der Literatur. Also sollte man horizonterweiternd auch ein paar andere Bücher als nur Star Trek-Novellen (die zum größten Teil doch in ihrer Qualität nachlassen) gelesen haben, um sich doch mit dem einen oder anderen unterhalten zu können. Eingefleischte SF-Fans nennen es ja nicht die Con, so wie wir, sondern der Con, denn es kommt wohl von Convent. Jedenfalls muss ich das noch mit Matthias, dem "incredible GarNichts" (diesen Namen erhielt ich im Dezember 1998 beim Schiffstreffen der Merdeka von den Klingonen), Sonderbotschafter und einer, der dabei war, ausdiskutieren. Der Dritte im Bunde war Jörg, Leiter des Schweriner SF-Clubs (das ist seit August 1999 nicht mehr wahr, jetzt bin ich es), Fan (lögö), Rollenspieler und leider relativ selten auf dem Schweriner TD.
Der Con war für das Pfingstwochenende angesetzt und es war ein EuroCon, sprich Autoren und Gäste aus Europa und Übersee waren anwesend. Wir waren vom 22.05. bis zum 23.05., sprich von Sonnabend bis Sonntag dort. Eine gute Entscheidung wie sich dann herausstellen sollte. Meine Beweg-gründe dorthin zu fahren, waren zum einen ein paar Leute aus dem Fandom, die dann doch nicht kamen (maximale Enttäuschung) und Diane Duane und Peter Moorwood, die mit den Romanen "Der Feind, mein Verbündeter" und "Die Romulaner" die Grundlage für unser Lieblingsvolk und einige Roleplayregeln für das Fandom schufen. Ich habe ein Guestpanel mit den beiden verfolgt und werde die wichtigsten Sachen daraus auch in diesem Bericht nieder-schreiben. Jetze gehts aba los. O.K., wir mussten sehr früh aufstehen, denn Jörg hatte die Abfahrt nach Dortmund für halb fünf in der Früh angesetzt. Ich hatte mich verpflichtet Matthias abzuholen und musste noch früher losasseln, so gegen dreiviertel vier - die Uhrzeit, bei der die Vorletzten aus der Disco torkeln. Ich hätte beinahe zwei Raver umgenietet. Nachdem ich Matthias aufgegabelt hatte und wir uns in Jörgs Auto geschmissen hatten, ging es vier Stunden runter nach Dortmund auf der Autobahn. Eine phänomenale Zeit, wenn man bedenkt, was sonst so los ist.
Gegen 9.00 Uhr hatten wir dann auch das Harenberg(city)center in der Mitte Dortmunds gefunden. Schnell noch zu McDödel frühstücken und dann einchecken, was auch kein Problem war, denn entgegen aller sonstigen Trekgewohnheit, gab es überhaupt keinen Andrang, zu keiner Zeit. Was insbesondere Jörg doch sehr verwunderte. Der Ort selbst war für die Veranstaltung dementsprechend hergerichtet. Überall hingen Fahnen, Zettel, Wegweiser und Veranstaltungshinweise. Die meiste Zeit verbrachte ich jedoch wohl im Händlerraum, der eigentlich mehr einer riesigen Bibliothek glich. Dazwischen auch ein Händler mit Star Trek Merchandise und die Clubstände, wo wir dann auch EDM, einem älteren Herrn aus Lübeck, der sich für´ne große Nummer hält - kommt mir irgendwie bekannt vor -, in die Arme liefen. Matthias konnte seinen "Flügel", das Infoblatt des Schweriner SF-Clubs (ich würde es als Fanzine bezeichnen), unter die Leute bringen und wir durften unsere ersten Eindrücke auf einer elektronischen Schreibma-schine darstellen. Diese Sachen wurden dann auch später veröffentlicht. Außerdem hatte ich meine ersten Märker für Literatur ausgegeben. Mir hatten es ja die Bände der Terra-Astra Reihe angetan, die relativ doch sehr seltenen Star Trek - Novellen.
Wie auf jeder Con auch gab es dann auch Panels zu bestimmten Themen, von denen ich mir auch ein paar ausgesucht hatte. Ich selbst hatte mich natürlich für die Star Trek spezifischen Themen entschieden, sowie für einige weitere meiner Meinung nach wichtige, z.B. "Was lacostet dieser Planet?", wo es im großen und ganzen um das Merchandising im SF-Bereich ging, Prognosen und Entwicklungen. Dann war ich noch in "Metropolis und seine Konsequenzen". In diesem Panel ging es um deutsche SciFi - Filme und die Aussichten für die Zukunft. Die jawohl absolut übel sind, denn der deutsche Film hat sich halt auf seichte debile Komödien spezialisiert, mit Schauspielern, die man auch zum Teil kein zweites Mal erträgt.
Zwischendurch lief mir dann auch Terry Prachet über den Weg, bekannt durch die Scheibenweltromane. Ein sehr symphatischer Typ und Autogramme gab's auch. Jörg redete mit jedem deutschen Autor, der ihm über den Weg lief. Er kannte jedenfalls die meisten persönlich. Viele Autoren aus deutschen Landen waren jedoch nicht anwesend, was die Conleitung zu verantworten hatte, die lieber eine Menge Autoren aus Übersee einlud und die einheimischen durch ein paar blöde Äußerungen vergrätzt hat. Jeder, mit dem wir darüber gesprochen haben, beschwerte sich darüber und Jörg hatte auch mehr erwartet.

Die Anzahl der Besucher hielt sich doch sehr in Grenzen, vielleicht mit Tagesschnuppergästen ungefähr 700-1000 Besucher. Und die einhellige Ansicht war, daß die Zahl zu gering für einen EuroCon war. Diese Zahl wäre einfach ideal für die nächste FedCon, bei der es erst ab 3500 aufwärts losgeht. Zwischendurch waren wir noch unterwegs futtern, beim Chinesen. Zwischen den Panels hat man sich entweder gelangweilt oder war shoppen. Allerdings war der Faktor Langeweile bei diesem Con doch sehr sehr groß. Anders als bei Star Trek - Cons konnte man sich nicht ablenken, durch zum Beispiel Schlange stehen und ich hatte auch den Eindruck, dass es schwieriger war, mit den Leuten in Kontakt zu kommen, als bei Star Trek - Cons.
Wie sollte man auch ein Gespräch anfangen ?
Etwa nach dem Motto: "Hey, hör mal, ich hab die und die Bücher im Regal und Du ?" oder "Hey, hast Du das Buch gesehen, das da gerade vorbei gelaufen ist ?" O.K. - ganz schlechte Ansätze. Außerdem wurden Star Trek - Fans meistens belächelt.
In den Augen einiger ist Star Trek schlechte SF, viel zu kommerziell und überhaupt ist Oberguru Dirk B. aus A. ein ganz großer Schuft, weil er die Leute abzockt. Ich geb's zu, die wenigsten hatten eine Ahnung was Star Trek und das Fandom angeht. Diskussionen waren oft auch sinnlos, denn entweder man ist einer von vielen Tausend Trekkies / Trekkern oder man ist es nicht.

Die Nacht verbrachten wir in einem nahe gelegenden Etap-Hotel. Es war sehr preiswert, zumal wir nur für die Nacht bezahlt haben uns aber auch für Frühstück angemeldet hatten. Frech wie Oskar haben wir also umsonst gefrühstückt. Ich brauchte die Stärkung auch, denn ich hatte einige Schrecksekunden als ich aufwachte hinter mir. Oder wie würdet Ihr reagieren, wenn ihr die Augen aufschlagt und jemand steht an eurem Bett und schreit in Augenhöhe "Huhu - ich seh' Dich!" Buhaha, Danke Jörg.
Den Rest des Sonntags verbrachte ich auch auf einigen Panels, unter anderem "What if Great Britain had joined the USA?", ein Streitgespräch zwischen zwei britischen Autoren und einem Amerikaner und in der Mitte ein deutscher Diskussionsleiter. Es war sehr lustig, zumal die Briten die Diskussion auf Europa ausdehnten und den Amerikaner argumentations-technisch doch echt alt aussehen ließen. Ich habe wirklich gelacht, denn einer der Autoren war Pratchett. Dann war ich noch auf dem Duane & Moorwood Panel und auf einem Panel, in dem es um die Existenz außerirdischen Lebens ging. Mittags war ich in der Mos Eisley Cantina, und hab mir so´ne Alien-Currywurst reingezogen.
Eh ich mich versah, war es dann auch schon 16.00 Uhr durch und es ging wieder heim, auch innerhalb von vier Stunden. Zuhaus' durfte ich mich dann noch mit meinem Onkel aus Wolfsburg auseinandersetzten, der mir einreden wollte, dass Geordie LaForge c/o Levar Burton tot ist. Was natürlich nicht der Wahrheit entsprach.

Jetzt zum Romulaner - Special:
Auf dem Con war auch eine meiner STAR TREK - Lieblingsautorinnen, nämlich DIANE DUANE, die zusammen mit ihrem Co-Autor PETER MORWOOD die besten Romulaner-Bücher (meiner Mei-nung nach) überhaupt geschrieben hat. "Der Feind, mein Verbündeter" und "Die Romu-laner" sind wohl den meisten von euch ein Begriff. Ich war natürlich im Panel von den beiden, habe auch noch eine Grußbotschaft an euch. Da mein Englisch nich so doll ist, hab ich auch nicht alles mitbekommen.
Es ging alles zu schnell, aber hier der Inhalt: Diane Duane ist zwar bekannt für Star Trek - Novellen, aber das Interesse der beiden (Peter und Diane) reicht von Kunst und Kultur bis zum Kochen. Sie haben 573 Kochbücher in ihrer Wohnung und Diane meint, um einen Alien vernünftig zu kreieren, darf der Magen nicht zu kurz kommen. Morwood: "Aber keine klingonischen Würmer !" Alles lacht. Duane: "Manchmal sitzt ein Engel auf deiner Schulter und hilft dir bei der Arbeit." (Kommentar zur Frage, wie sie ihre Arbeit bewältigt.) Der Rest ging mir darauf ein bisschen verloren. Duane zu ihren Anekdoten. Auf einer Con kam einmal ein Geordie-Fan auf sie zu und bedankte sich für die Darstellung des Geordie als Lustobjekt in "Mirror Mirror".
Ein Freund der beiden wollte unbedingt in einem STAR TREK-Buch untergebracht werden. Er hatte die Vorstellung, der heldenhafte Bösewicht zu sein, der zum Ende in einem Raumschiff in die Luft fliegen würde. Der Wunsch wurde ihm dann auch in "Die Romulaner" erfüllt. Da Diane Duane als Erfinderin der romulanischen Sprache gilt, wurde sie gebeten etwas in dieser Sprache vorzulesen. Was sie auch prompt tat. Naja, ich geb's zu, ich habe nichts verstanden. Frage an Diane, wenn sie für Star Trek schreibt, welche Regeln sie bachten muss. Welche Kontrolle übt Paramount aus? "Volle Kontrolle!", war die Meinung von Duane und Morwood einstimmig. Paramount weiß, was es will und wer den Vertrag unter den Bedingungen unterschreibt und die Regeln nicht beachtet, bekommt mächtig Ärger. Diane meinte daraufhin, dass sie noch nie ein Buch geschrieben hätte, das sich nicht verkauft. Ein Buch muss mindestens neun Monate vor Erscheinungsdatum fertig werden und zur Prüfung vorgelegt werden.
Diane meinte zu ihren Konzepten, dass sie selbst immer eine Art große Einkaufsliste macht über oder von den Dingen, die in ihren Romanen eine Rolle spielen sollen. Die Charaktere entwickeln jedoch meist ein Eigenleben. "Aber nicht für lange!", war der Kommentar von Peter Morwood dazu. Alles lacht. Auf die Frage, wie der Roman "Der Feind, mein Verbündeter" entstand, antwortete Diane, dass der Roman während der 16-tägigen Hochzeitsreise in der Wohnung von Freunden entstand. Sie ging früh zur Arbeit und er stand auf und fing an zu schreiben.
Sie kam gegen 19.00 Uhr zurück und schrieb dann bis 1.00 Uhr in der früh und ging dann zu Bett. So ging das dann die ganze Zeit über. Der Termindruck war drückend. Hinzu kam zu allem Überfluss noch, dass es Probleme mit der Veröffentlichung gab. Paramount stellte sich quer und verlangte eine Überarbeitung, da die von ihr entwickelten Romulaner denen in der Serie nicht groß ähnelten. Jemand erzählte Roddenberry davon, dass dieses Buch aus den Gründen nicht erscheinen würde. Das war aber nur eine Finte, denn da Roddenberry darauf bestand, jedes erscheinende Buch zu lesen, las er auch dieses und er fand's toll. Mit der Zustimmung von Gene erschien dann dieses Buch. Aber das sollte noch ein Nachspiel haben.

Fans von Star Trek fiel auf, dass in TNG Romulaner fehlten. War ja auch so. Das dürfe nicht sein war der allgemeine Grundgedanke und sie verlangten, dass schnellstmöglich Romulaner in der Serie auftauchen sollen. Und diese neuen Romulaner sollten nach den Vorstellungen von Diane Duane kreiert werden, wurde verlangt. In Bezug auf Paramount meinte Diane lapidar: "So macht man sich Freunde. Klaro, dass die davon nicht so begeistert waren." Hinzuzufügen wäre noch, dass Diane inzwischen auch deutsch lernt und ganz gerne "Sailor Moon" auf RTL II anschaut. Ich selbst fand ihr Panel äußerst aufschlussreich und interessant, wie die beiden selbst, die keine Berührungsängste kennen und auch für einen Spaß zu haben sind. Andreas Müller Die Kommentare in den Klammern (kursiv geschrieben) sind natürlich von mir. Um die ganze Sache abzurunden folgt der Bericht, den ich im FIB 9.2 schon einmal abdruckte. Noch eine Bemerkung zur aufgekom-menen Langeweile.
Der Con wurde drei- bis fünfschienig gefahren, d.h., es liefen immer mehrere Programme gleichzeitig. Allerdings fanden einige auch außerhalb des HCC in der Bibliothek und im Hotel statt. Der EuroCon lief von Freitag bis Pfingstmontag. Ich war mit Jörg und Andreas am Samstag und Sonntag im HCC Dortmund. Der Con war schön, allerdings waren weniger Fans anwesend als ich erwartete. Samstag sind wir noch vor dem Aufstehen losgefahren, es war dreiviertelfünf. Kurz vor neun sind wir im HCC eingetroffen. Da war noch nicht viel los, also erstmal zu McDonald frühstücken. Als wir zurückkamen, trafen wir EDM, bei dem ich gleich etwas fürs ConFact tippte.
Jörg und Andreas durchforsteten den Dealer's Room nach Büchern. Es gab einige Stände, an denen fan sich mit englischer SF eindecken konnte. Um eins ging ich zum ersten Programmpunkt, der mich interessierte: ein Vortrag über die Leben und Schaffen von Laßwitz und Verne. Die beiden nahmen nicht wenig Einfluss auf die Wissenschaft. Danach hörte ich gespannt, welche Folgen Metropolis hatte. D.h., H.Giesen zeigte uns Ausschnitte deutscher SF-Filme und gab erklärende Worte dazu; dabei stellte sich u.a. heraus, dass die Deutschen die besten Kriegsfilme machen. Um 16 Uhr sprach Hardy Kettlitz mit Kröger, Nesvadba und Szameit über osteuropäische SF.
Sie stellten fest, dass die Autoren es heute schwerer haben als vor 1989. Roger MacBride Allen und Terry Prachett diskutierten ab 8 im völlig überfüllten Klubraum darüber, was wäre wenn Großbritannien den USA beiträte. Dazu gab es verschiedene Ausgangs-szenarien, die das ermöglichen sollten. Denn freiwillig würden die Briten das wohl nicht tun. Dann wurde es beim Filk musikalisch. Und danach ging's ins Hotel. Wir wollten Sonntag eigentlich bis um 9 schlafen, aber eine Reisegruppe auf dem Parkplatz weckte uns eine Stunde früher. So waren wir recht früh im HCC zurück und ich begab mich um 10 zur Vorlesung über vergessene Autoren, von denen ich einige kannte - die meisten aber nicht.
Ich nahm noch an einigen Punkten teil, und gegen halb sechs sind wir richtung Heimat abgefahren.

Matthias